Wie sich die Kreise und Städte Mainfrankens zusammenschließen, um im „War for Talent“ zu bestehen – und wie sie schon jetzt die Talente von morgen entdecken.
Vollbeschäftigung in Mainfranken: Schon 2017 beschrieben rekordverdächtige 96 Prozent der Unternehmen in der Heimatregion von Franken Guss ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend (Umfrage der IHK Würzburg-Schweinfurt). „Mehr als die Hälfte aller Unternehmen berichtet von prall gefüllten Auftra-gs-büchern“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Prof. Dr.
Ralf Jahn – und der Trend hält an.Doch die Vollbeschäftigung hat auch Schattenseiten. Zum Beispiel verschärft sie den bundesweit beklagten Fachkräftemangel. Personalsuche kann so zum „War for Talent“ eskalieren. Der Titel einer klassischen McKinsey-Studie ist längst zum geflügelten Wort geworden. Angetrieben vom „tiefen Glauben, dass jede Position mit besseren Talenten zu besetzen das entscheidende Kriterium dafür ist, besser abzuschneiden als der Wettbewerb“, so Studienautor Ed Michaels und sein Team, konkurrieren Mittelständler und Konzerne, Metropolen und Regionen um Köpfe, Skills und Potenziale. Und das längst international.
Kultur, Wirtschaftskraft, Atmosphäre: Das gibt es reichlich in Mainfranken, hier am Alten Hafen Würzburg mit dem Kulturspeicher. Der ehemalige Getreidespeicher beherbergt heute ein Museum, ein Theater und eine Tanzwerkstatt
Als Regiopole in die Zukunft
Kitzingen, Würzburg und Schweinfurt unterscheiden sich in dieser Hinsicht gar nicht so stark von Berlin, London oder San Francisco. Und im direkten Vergleich können sie punkten: Neben Lebensqualität, intakten Landschaften, erschwinglichem Lebensraum für junge Familien und kurzen Pendel-Entfernungen machen vor allem die vielseitige Industrielandschaft in Mainfranken und die vielfältigen Verbindungen ihrer 75.000 Unternehmen untereinander die Exportregion so wettbewerbsfähig. Von „vielen sich ergänzenden Kraftzentren“ spricht Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé: „Arbeiten diese zusammen, schaffen sie Synergien, um so einen Gegenpol zu den benachbarten Metropolregionen zu bilden.“
Wie aber sind diese Stärken am besten nach außen zu kommunizieren? Und wie kann die Region Mainfranken neben dem „War for Talent“ auch im Wettbewerb um Fördermittel und Infrastrukturmaßnahmen bestehen? Eine Antwort ist die Regiopole Mainfranken, die Mitte Juli 2018 offiziell ausgerufen wurde. „Als Regiopolregion haben wir Wettbewerbsvorteile gegenüber vergleichbaren Wirtschaftsstandorten, etwa bei zentralörtlichen Funktionszuweisungen oder Infrastrukturentscheidungen“, erklärt Christian Schuchardt, Oberbürgermeister der Stadt Würzburg: „Außerdem können wir unseren Bekannt-
heitsgrad durch eine einheitliche Dachmarkenkommunikation bundesweit und international erhöhen.“ Neben Mainfranken haben auch Ingolstadt und Regensburg sowie neun weitere „kleine Großstädte“ und Regionen in ganz Deutschland Regiopolen-Status – und stärken sich so für den Wettbewerb mit Metropolregionen wie München, Nürnberg oder Frankfurt/Rhein-Main, auch im Rahmen politischer Entscheidungen zu Landesentwicklung und Fördermitteln.Die erfolgreiche Etablierung der Regiopole Mainfranken ist ein wichtiger Entwicklungsschritt im Rahmen einer langfristig angelegten Strategie. Ihre Umsetzung begann vor 20 Jahren mit der Gründung der regionalen Arbeitsgemeinschaft „Chancenregion Mainfranken“, die im Oktober 2010 durch die Standortagentur Region Mainfranken GmbH ersetzt wurde. Statt eines reinen Regionalmarketings steht die Mainfranken GmbH für eine aktive Regionalentwicklung. Ihre Mission: „Die Wettbewerbsfähigkeit der Region im nationalen und internationalen Kontext auch künftig zu gewährleisten und Mainfranken als eigenständigen, attraktiven Wirtschaftsstandort und Lebensraum nachhaltig zu positionieren“, so der Jahresbericht 2017.
Mainfranken im Herzen: Asa Petersson, Geschäftsführerin der Region Mainfranken GmbH, bringt Menschen, Unternehmen, Verbände und Politik zusammen
Vom Standortmarketing zur aktiven Entwicklung
„Die Chancenregion hat wichtige Vorarbeit geleistet und das Vertrauen zwischen den Akteuren in der Regionalpolitik gestärkt“, sagt Åsa Petersson, Geschäftsführerin der Region Mainfranken GmbH seit deren Start: „Ein gutes Fundament für die Gründung unserer Organisation.“ Die gebürtige Schwedin war vor ihrem Engagement für die Mainfranken-Region im städtischen Standortmarketing Würzburgs tätig und sammelte umfassende internationale Berufserfahrung in den USA.
„Vielleicht schaue ich durch meinen Werdegang mit einem anderen Blick auf die Region“, so Petersson. „Ich denke, das ist ein Vorteil. Die Franken neigen sehr zur Bescheidenheit. Das ist im Standortmarketing nicht unbedingt dienlich – und ich finde, wir können da ruhig etwas selbstbewusster sein.“
Träger der Region Mainfranken GmbH sind nicht nur sieben Landkreise und die beiden kreisfreien Städte Würzburg und Schweinfurt: Auch die IHK Würzburg-Schweinfurt und die Handwerkskammer Unterfranken sind mit im Boot; eine Konstellation, die es bei vergleichbaren Gesellschaften in anderen Regionen so nicht gibt und die im Rahmen eines Regio-nalrates in der Politik verankert ist. Über diesen Rat können wichtige Anliegen im Landtag, Bundestag oder auch EU-Parlament platziert werden.
„Ich finde es erfreulich, dass es uns gelingt, sowohl die Gebietskörperschaften als auch die Kammern mitzunehmen“, so Åsa Petersson: „Da hat sich über die Jahre hinweg eine fruchtbare Kooperation gebildet.“
Mit ihren drei Mitarbeitern widmet Petersson einen großen Teil ihrer Zeit dem Schaffen und Pflegen von Verbindungen. „Regionalentwicklung entsteht nicht im stillen Kämmerlein“, macht sie deutlich: „Wir binden etwa 300 bis 400 Akteure aktiv in unsere Arbeit ein – nicht nur den Landrat und den Oberbürgermeister, sondern zum Beispiel auch alle Stadt- und Gemeinderatsmitglieder.“ Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt liegt in der Realisierung konkreter Projekte zu den Themenschwerpunkten „Innovationsförderung“, „Fachkräftesicherung“ und „Stärkung des ländlichen Raums“.
Als großer Arbeitgeber und Partner der Region Mainfranken GmbH spielt Franken Guss eine aktive Rolle in der Regionalentwicklung
Franken Guss als wichtiger Partner
Einen besonderen Status nehmen die Leitprojekte ein, die den Kern der mainfränkischen Entwicklungsstrategie ausmachen. Acht dieser Projekte, von der Integrierten Mobilitätsdrehscheibe Hauptbahnhof Würzburg bis zum Zentrum für digitale Innovationen, wurden bereits erfolgreich realisiert. 15 weitere Großvorhaben sind umsetzungsreif und warten nur noch auf Bewilligung von benötigten Zusatzförderungen. Doch auch kleinere Projekte tragen dazu bei, Mainfranken für einen möglichst breiten Kreis an Unternehmen und Bewerbern noch attraktiver zu machen. Zum Beispiel eine verbesserte Schulung in und Beschilderung von Einwohnermeldeämtern: Durch besseren Service und konsequente Zweisprachigkeit sollen sich deutsche und internationale Neuankömmlinge gleichermaßen von Anfang an willkommen fühlen – nach dem Motto „Mainfranken – main Daheim!“.
Ein wichtiger Baustein ist auch die Fachkräftekampagne „Mainfranken. Wie für dich gemacht“. Ein eigenes Onlineportal (www.wiefuerdichgemacht.com) mit ansprechend aufbereiteten Informationen bringt die vielen Vorteile des Lebens- und Arbeitsraums Mainfranken auf den Punkt – und das auf besonders persönliche und emotional ansprechende Weise, verknüpft mit umfassenden Social-Media-Aktivitäten. „Franken Guss war unter den ersten Unternehmen, die dabei waren“, betont Åsa Petersson, „und ist auch sonst für uns ein wichtiger Partner. Wir pflegen einen sehr engen Kontakt.“ Beispielsweise auch bei den Bustouren, die Studierende der regionalen Hochschulen in Würzburg und Schweinfurt mit Franken Guss und anderen Arbeitgebern in der Region zusammenbringen – im wahrsten Sinne des Wortes, denn so können Absolventen ihren möglichen zukünftigen Arbeitsplatz mit eigenen Augen und allen Sinnen erleben.
Technik-Talente von morgen? In Mainfranken setzt die Nachwuchsförderung bereits im Kindesalter an
Ein Hauch von MINT
In Mainfranken setzt Nachwuchsförderung bereits im Kindesalter an. Da der Fachkräftemangel besonders den sogenannten MINT-Bereich betrifft (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), ist es wichtig, dass mögliche Talente aus der MINT-Region Mainfranken nicht unentdeckt bleiben – ein bisschen wie bei Fußballvereinen, die neben Verpflichtungen von außen den eigenen Nachwuchs nicht vernachlässigen dürfen, wenn sie nachhaltig erfolgreich sein wollen. Als „Scouts“ sind hier besonders Lehrkräfte gefragt. „Wir brauchen diese Multiplikatoren“, erklärt Åsa Petersson: „Darum sorgen wir dafür, dass Unternehmen, Lehrkräfte und Schüler einander begegnen.“
Als Patenunternehmen von Wettbewerben wie „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ nimmt die Region Mainfranken GmbH auch hier eine aktive Rolle als „Matchmaker“ ein: Am jeweiligen Wettbewerbsort begegnen Schüler und Lehrer Unternehmen der Region. Es entsteht eine unaufdringliche, spielerische „Kontaktbörse“. Im „Haus der jungen Forscher“ entdecken sogar schon Kindergartenkinder sowie ihre Erzieherinnen und Erzieher den Spaß am naturwissenschaftlichen Experimentieren. Wer auf diese Weise die Freude an Forschung und Technik entdeckt und weiterhin gefördert wird, so die Überlegung, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Studium in Würzburg oder Schweinfurt anstreben – und angesichts der attraktiven Möglichkeiten auch als Absolvent seiner Heimatregion treu bleiben.
Und wenn die so intensiv geförderten Talente dann doch lieber die „große weite Welt“ kennenlernen wollen? „Kein Problem“, lacht Åsa Petersson: „Junge Leute wollen manchmal Wanderjahre.“ Haben sie sich erst einmal umgesehen, werden viele von ihnen zu Rückkehrern: „Menschen in der Familiengründungsphase können wir gut erreichen.“ Denn die Liebe zu Mainfranken verbindet – es ist eben „wie für sie gemacht“.
Für deutsche und internationale Studenten ist Mainfranken mit den Hochschulen in Würzburg und Schweinfurt ein attraktives Ziel
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