Diese Aufzählung ist weniger ungewöhnlich, als sie auf den ersten Blick vielleicht klingt. Was Dynamik, Innovationskraft und Arbeitsplätze im High-Tech-Sektor angeht, gehört die Heimatregion von Franken Guss zur ersten Liga Europas. Verblüffende Einsichten über einen „Hidden Champion“ der EU-Regionen.

18.12.2023
  • Sogar der Bocksbeutel bekommt ein Update: Seit über 250 Jahren ist die charakteristische abgeflachte Flasche ein Symbol für Frankenwein und Gemütlichkeit. Das soll sie auch weiterhin bleiben, doch aus der althergebrachten Form wird der Bocksbeutel 2.0 – immer noch markant, aber moderner, frischer, eleganter. Im Herbst 2016 gingen die neuen Flaschen in Großserie.

    Dass selbst ein so traditioneller Teil der fränkischen Identität sich der Innovation nicht verschließt, wirkt wie ein Symbol für die Entwicklung Mainfrankens in den letzten Jahrzehnten. Die lange Zeit stark landwirtschaftlich geprägte Region ist in Bewegung geraten – und bietet heute auf so unterschiedlichen Gebieten wie Automotive, Maschinenbau, Biomedizin, Medizintechnik und Mode Spitzenleistungen und attraktive Arbeitsplätze.

  • Weltmarken und Innovation

    Vom Handyspiel bis zum Biotech-Cluster gibt es nahezu nichts, was es in Mainfranken nicht gibt. Franken Guss (am Standort Kitzingen) lebt in bester Gesellschaft. Bionade und Bosch Rexroth, s.Oliver und Siemens, Fresenius Medical Care und Danone, Braun und Fehrer, Bavaria Yachtbau und Seiler Pianos: Die Diversität, die aus diesen Namen spricht, unterstreicht, wie breit und krisenfest die Region aufgestellt ist – und die Liste könnte noch weit länger ausgeführt werden.

    Ein zentraler Erfolgsfaktor für den Aufstieg Mainfrankens ist sicherlich die Bereitschaft, dynamischen Veränderungen nicht nur zu folgen, sondern sie selbst zu initiieren: Wer sich in das aktuelle „Regional Innovation Scoreboard“ der EU-Statistikbehörde Eurostat vertieft, wird immer wieder auf Mainfranken (bzw. die EU-Region Unterfranken) stoßen.

    Als einer von 36 „Innovation Leaders“ unter 214 untersuchten Regionen steht Mainfranken in einer Reihe mit Wirtschaftsräumen wie London, Berlin oder dem Ballungsraum Paris, Île-de-France – zum Teil sogar in den Top 20, von der Anzahl der Patentanmeldungen (umgelegt auf das regionale Bruttoinlandsprodukt) bis zum Anteil Kleiner und Mittlerer Unternehmen (KMUs), die Innovationen einführen.

  • Auch der Airbag ist Franke

    Beispiele für fränkische Innovationskraft gibt es reichlich. So ging der Airbag, längst aus dem Automobilbau nicht mehr wegzudenken, 1981 in Aschaffenburg in Serienproduktion. Seitdem entwickelt sich die Region zu einem „SafetyValley“, in dem Hochschule, Industrie- und Handelskammer, Stadt und Automobilzulieferer ihre Kompetenzen bündeln.

    Eine kurze Autobahnfahrt weiter, in direkter Nachbarschaft Kitzingens, kann die Universität Würzburg auf eine stolze Tradition innovativen Denkens zurückblicken: Ganze 14 Nobelpreisträger hat sie bereits hervorgebracht, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen, den Entdecker der Röntgenstrahlen. Eine Erfindung mit Durchblick aus einer Region mit Durchblick: Das passt. Hält sich der Franke doch zugute, zwar nicht jeden Unsinn mitzumachen – aber entschlossen zu handeln, wenn er eine Sache für richtig hält.

    So können schon einmal Welterfolge entstehen wie die Bionade – ausgetüftelt von Diplom-Braumeister Dieter Leipold in der 3.388-Einwohner-Stadt Ostheim vor der Rhön. Ein Erfrischungsgetränk auch für Kinder, gebraut wie Bier, aber alkoholfrei. Wer macht denn so was? Leipold machte, aller Skepsis zum Trotz, patentierte 1994 sein Herstellungsverfahren – und erfand zugleich einen völlig neuen Markt.

  • Vollbeschäftigung und beste Aussichten

    Stark dank selbstgemachter Arbeitsplätze: Das renommierte Prognos-Institut attestierte in seiner „Kompetenzfeldanalyse Mainfranken“ dem Wirtschaftsraum um Würzburg bereits 2004 den Status als „stiller Star“ unter den deutschen Wirtschaftsregionen – und die positive Entwicklung ist ungebrochen.

    Wie viel sich getan hat, zeigt eine Studie zu den „Facetten des mainfränkischen Strukturwandels“ der IHK Würzburg-Schweinfurt: „Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass das Bruttoninlandsprodukt pro Kopf in Mainfranken zwischen 1980 (23.853 Euro pro Erwerbstätigem) und 2009 (56.793 Euro pro Erwerbstätigem) um rund 140 % gestiegen ist.“ Mit einer Arbeitslosenquote unter drei Prozent (Stand: April 2016) gilt für Mainfranken Vollbeschäftigung.

    Dabei fällt auf, dass viele Arbeitsplätze in investitionsintensiven Bereichen entstehen. Nicht nur in Kitzingen ist Mainfranken Produktionsstandort aus Überzeugung. Hier werden ganz konkrete Komponenten und Lösungen hergestellt, die weltweit zum Einsatz kommen – und deren Entstehung bei aller regionalen Dynamik zugleich den Mut zu langfristigen unternehmerischen Entscheidungen voraussetzt.

    Während der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung beispielsweise Frankreichs oder des Wirtschaftsraums Großbritannien auf rund zehn Prozent gesunken ist, lag er in Mainfranken 2011 bei 27,5 Prozent – sogar leicht über dem Wert von 1991 (26,5 Prozent) und deutlich über dem bundesdeutschen Schnitt (laut Bundesministerium für Wirtschaft bei 22,3 Prozent). Gut jeder sechste Arbeitsplatz befindet sich in High-Tech-Branchen. Im Bereich Automotive/Maschinenbau nimmt Mainfranken einen Spitzenplatz auf Rang 4 unter 97 von Prognos untersuchten Regionen ein – auf Augenhöhe mit Ingolstadt, Stuttgart oder München.

  • Musterbeispiel für Dynamik und Stabilität

    Rund eine Million Einwohner, 7.000 Quadratkilometer Fläche, 234 Städte und Gemeinden, über 70.000 Firmen, darunter 540 Industriebetriebe mit fast 100.000 Beschäftigten – so klingt Mainfranken in Zahlen. Doch bei allen beeindruckenden Statistiken – vielleicht am beeindruckendsten ist die Tatsache, dass die Region sich trotz ihrer enormen Entwicklung stets treu blieb und ihre Wurzeln nicht vergessen hat.

    Romantische Schlösser, warmes Klima und viel Grün; die Rhön im Norden, der Spessart im Westen, der Steigerwald im Osten. Mittendrin die Täler und Ufer des Mains und, als hätten die klugen Franken den weltweiten Trend zu Craft Beer und Regionalbrauereien vorausgeahnt, neben dem berühmten Frankenwein auch die größte Brauereidichte der Welt. Angesichts dieser Vielfalt gibt es wohl kaum jemanden, der dem regionalen Slogan nicht zustimmen könnte: „Mainfranken – wie für dich gemacht.“

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