„Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert“: Die Vision von Carly Fiorina, Ex-Chefin des US-Technologieriesen HP, betrifft selbstverständlich auch Geschäfts-, Entwicklungs- und Produktionsprozesse. Die Verbindung von digitalen Potenzialen mit der „Offline-Welt“ ist eine Herausforderung, der sich Franken Guss entschlossen stellt – zum Beispiel mit unternehmenseigenen „Innovation Agents“, Big-Data-Analyse und der selbstentwickelten Kollaborationsplattform PROlution.
Eine sechswöchige digitale Reise nach Berlin. Faszinierende Begegnungen mit Trendscouts, Visionären und Technologie-Startups. Die Möglichkeit, neue Arbeitsmethoden kennenzulernen, in der Praxis zu erproben, innovative Ideen bis zur Umsetzungsreife zu entwickeln und gewissermaßen selbst „digital transformiert“ zurückzukehren: Mit diesen Perspektiven lockte das 2017 gestartete „Innovation Agent“-Programm Mitarbeiter von Franken Guss und dem Schwesterunternehmen Sachsen Guss.
Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren begann für die vier erfolgreichen Kandidaten aus den Bereichen Controlling, Gusstechnologie, Datenanalyse und Qualitätssicherung eine spannende Zeit. In den Berliner Kreativräumen der neu gegründeten Digitalisierungsplattform #openspace durchliefen sie eine Intensivausbildung zu Digital- und Innovationsexperten. Die Schulung befähigt sie dazu, mit modernen Methoden und Arbeitsweisen neue digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln und mit den Produktionsmitteln sowie dem in vielen Jahren gewachsenen Know-how in Kitzingen und Chemnitz zu verbinden.
Pitch in der „Höhle der Löwen“
Parallel befasste sich auch die Unternehmensleitung in einem mehrtägigen Workshop mit Auswirkungen und Chancen der „digitalen Revolution“. Zusammen mit #openspace-Mentoren und externen Beratern bildete sie die Jury, der die frischgebackenen Innovation Agents als Höhepunkt und Abschluss des sechswöchigen Programms ein konkretes Arbeitsergebnis präsentierten – mit detaillierter Vorteilsargumentation und Business Plan. Die Pitch-Situation erinnerte an die Fernsehsendung „Höhle der Löwen“.
Das präsentierte Konzept: PROlution – eine perfekt auf Franken Guss zugeschnittene Kollaborationsplattform, entstanden aus dem Wunsch, den kompletten Kundenanfrage-Prozess zu analysieren, zu optimieren und zu digitalisieren. Durch verbesserte Transparenz soll der Kunde eng mit den Abläufen bei Franken Guss verbunden werden und kann so seine eigenen Ressourcen besser planen.
Vielfältige Vorteile, auch für die interne Arbeit, überzeugten die Jury: optimierte Prozessabläufe, Einblicke in die gesamte Wertschöpfungskette, zentral gespeichertes Wissen, erleichterte Kommunikation und insgesamt ein agileres und innovativeres Vorgehen. Im Januar 2018 fiel dann auch der Startschuss – für das neugegründete Innovationsteam eine ideale Gelegenheit, das Wissen aus Berlin anzuwenden.
Agiles Arbeiten „live“
Besonders das Paradigma des agilen Arbeitens hat die Teilnehmer fasziniert: Statt langwieriger Detailplanung steht dabei der schnelle Weg zum Prototypen im Vordergrund. Getestet und optimiert wird unter den Bedingungen der realen Welt. Sichtbare Ergebnisse und rasche Fortschritte: Schon nach wenigen Monaten konnte PROlution trotz einer von Grund auf neuen Konzeption und Programmierung in die Testphase gehen. Im Herbst 2018 erfolgte der interne Rollout.
Vom Start weg sind fast alle an der Prozesskette beteiligten Abteilungen involviert. Die nächsten Entwicklungsschritte sind bereits in Planung, vom Kundenzugriff bis zur Anbindung weiterer Softwaretools wie zum Beispiel SAP. Ist die Öffnung nach außen hin realisiert, verspricht PROlution wertvolle Mehrwerte für alle internen und externen Partner – ein Schritt zur „Gläsernen Manufaktur“ in Kitzingen im Geiste der Industrie 4.0.
Die intelligente Verbindung und Nutzung von Datenflüssen steht auch im Mittelpunkt eines weiteren Zukunftsthemas, das mit der digitalen Transformation bei Franken Guss zusammenhängt: Big Data – ein Schlagwort, das übersetzt so viel bedeutet wie „große Datenmenge“. Big Data befasst sich mit Daten, die aufgrund ihres Volumens, ihrer Komplexität und hohen Änderungsfrequenz mit konventionellen Rechenoperationen nicht sinnvoll ausgewertet werden können.
Das neue Öl: Big Data
Der Schlüssel zum Erfolg in der Big-Data-Analyse sind speziell entwickelte Algorithmen. Schon heute ermöglichen sie Plattformen wie Facebook, Google oder YouTube, aus den Vorlieben, dem Verhalten und den Suchanfragen ihrer Nutzer umfangreiche Schlüsse zu ziehen – etwa welche Werbung oder Videos eine bestimmte Gruppe oder Einzelperson interessieren könnten und an welchen Orten Grippewellen oder Verkehrsstaus zu befürchten sind.
Ähnlich wie der viele Millionen Menschen umfassende „Userschwarm“ der US-Datengiganten generiert auch der moderne Maschinenpark bei Franken Guss eine große Menge an Echtzeitinformationen. Ein wahrer Schatz, glaubt man dem englischen Mathematiker und Analysten Clive Humby: „Die Daten sind das neue Öl“. Und das sprudelt nicht nur in Texas oder im Nahen Osten, sondern auch in Kitzingen.
Das Problem: Die Nutzung der neuen Datenvielfalt überfordert den menschlichen Verstand. In der Regel kann dieser nur wenige Bezugsgrößen miteinander in Korrelation bringen, um daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Anders verhält es sich mit Künstlicher Intelligenz (KI): Spezialsoftware zur Mustererkennung fällt es nicht schwer, große Datenmengen aus den unterschiedlichsten Quellen zu analysieren. Maschinen- und Prozessparameter oder Kühlmitteltemperaturen werden ebenso herangezogen wie Umgebungstemperaturen, Luftfeuchtigkeit und viele weitere messbare Größen.
Vom Pilotprojekt zum Mehrwert
Bereits 2017 hat Franken Guss in einem Pilotprojekt die Macht und den Wert der gesammelten Daten untersucht: Die Verbindung der verschiedensten Datenquellen und ihre Auswertung mithilfe der Software-Algorithmen helfen, sich entwickelnde Anomalien im Ablauf frühzeitig aufzuzeigen, Produktionsprozesse noch effizienter zu stabilisieren und die Qualität weiter zu steigern.
Hat das herkömmliche Öl Pkw- und Lkw-Motoren, Schiffe und Flugzeuge vorangetrieben, kann das „neue Öl“ in Form von Big Data enormen Schub für die Erzeugung spürbarer Mehrwerte geben – solange es sinnvoll verwendet wird. Denn bei aller Euphorie: Die digitale Transformation ist kein Selbstzweck. Sie muss durch geeignete Methoden, ein einheitliches Verständnis in der Unternehmensleitung und ein einheitliches Zielbild geleitet werden.
Wenn die digitale Transformation den Kunden zudem stets im Blick behält und seine Bedürfnisse zukunftsgerichtet berücksichtigt, führt die Reise der Digitalisierung auch zum Erfolg. Wohin sie außerdem noch geht? Das weiß heute niemand. Die einzige Konstante bleibt die Veränderung. Auf dem Weltwirtschaftsgipfel 2018 in Davos stellte der kanadische Premierminister Justin Trudeau richtig fest: „Die Geschwindigkeit der Veränderung war noch nie so hoch wie heute – und wird zugleich nie wieder so langsam sein.“
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